Am gestrigen Sonntag war es endlich wieder soweit. Die Monatswanderung stand auf dem Programm. Am Tag zuvor hatten wir noch wenig Lust, das Haus zu verlassen, denn es herrschte frustrierend trübes Herbstwetter. Wie so oft in letzter Zeit meinte der Wettergott es aber gut mit uns und für den Sonntag waren sogar ein paar Sonnenstunden angekündigt. So starteten wir zuversichtlich Richtung Potsdam Hauptbahnhof. Hier trafen pünktlich zum Start fünf Mitwanderer ein, darunter drei neue Gäste, welche sich aus Treuenbrietzen und Umgebung auf den Weg gemacht hatten.
Vor uns lag eine ca. 23 Kilometer lange sportliche Wanderung durch die Ravensberge. Diese sollte uns über einen Teil des Saarmunder Endmoränenbogens führen und unterwegs mit etlichen Zeitzeugen der Landvermessung gespickt sein.
Wir marschierten gleich bergan Richtung Brauhausberg und weiter zum Telegraphenberg. Hier begaben wir uns auf eine kleine Runde über das Gelände des Wissenschaftsparks „Albert Einstein“. Inzwischen hatte es begonnen zu nieseln. Wir ließen uns davon aber nicht die gute Stimmung vermiesen und erkundeten das Gelände. Wir sahen uns den Helmertturm an, einen astronomisch-geodätischen Beobachtungsturm für Winkelmessungen aus dem 19. Jahrhundert und die in unmittelbarer Nähe stehenden Meridian- bzw. Mirenhäuser, die zur Breiten-sowie Zeitbestimmung bzw. zur Kalibrierung optischer Messgeräte dienten.
Nach einem kurzen Abstecher zum Einsteinturm begaben wir uns auf den Weg zum Kleinen Ravensberg, der mit 114,2 Metern Potsdams höchste Erhebung ist. Hier steht ein weiteres Relikt historischer Landvermessung, ein Mirenturm. Jetzt ging es bergab durch den nunmehr im Sonnenschein erstrahlenden Herbstwald. Nach rund 2,5 Stunden machten wir an der ehemaligen Kindertourismusstation Halt, kehrten ein und genehmigten uns eine Pause nebst Heißgetränk.
Ein kurzer Stopp am Teufelssee, dann stiegen wir zum Großen Ravensberg hinauf. Hier steht eine Satellitenbeobachtungsstation, die zwischen 1970 und 1990 unter Nutzung künstlicher Erdsatelliten zur Überprüfung geodätischer Netze diente. Diese Station ist der westlichste Eckpunkt des kosmischen Dreiecks Sankt Petersburg-Sofia-Potsdam. In der Nähe des Waldhauses befindet sich auch ein trigonometrischer Punkt. Mit seinen Koordinaten bildet er eine wesentliche Grundlage für Kartografie und Geodäsie.
Am Moosfenn, einem der ältesten deutschen Naturschutzgebiete, vorbei, liefen wir an der Bahntrasse entlang Richtung Templiner See. Ein kleiner Schlenker nach links brachte uns zu Einsteins Sommerhaus in Caputh. Danach liefen wir auf dem malerischen Hochuferweg zur Braumanufaktur „Forsthaus Templin“. Hier kehrten wir abermals ein und genossen hausgebrautes Bier und sehr gut zubereitete Hausmannskost. Nun folgte ein winziges Stückchen Asphalt, bevor wir erneut auf den Hochuferweg stiegen und uns dem Kieskutenberg zuwandten. Hier gingen wir ein Stück durch die wunderschöne Vegetation der rekultivierten Kiesgrube. Die Herren der Schöpfung ließen es sich nicht nehmen – offensichtlich hatten sie noch genug Kraft – und kletterten den sandigen steilen Hang hinauf, während wir Frauen einen gemächlichen kurzen Weg wählten. Inzwischen war es dunkel geworden. Gut vorbereitet, packten wir unsere Stirnlampen aus.
Wir passierten die Landeskalibrierungsstrecke und die Standardbasis von 1931, beides ebenfalls Instrumente der Landvermessung.
Am Gelände des Deutschen Wetterdienstes kamen wir nicht weiter und stolperten zunächst in der falschen Richtung am Zaun entlang, fanden dann aber doch recht schnell auf unseren richtigen Weg zurück und erreichten kurz vorm Ziel den Kaiser-Wilhelm-Blick auf dem Brauhausberg, der uns einen nächtlichen Blick auf die Nikolaikirche und das Stadtschloss bot. Dass es zwischenzeitlich angefangen hatte zu regnen, störte uns wenig.
Nach genau acht Stunden und 24 Kilometern trafen wir wieder am Hauptbahnhof ein. Die Zeit war wie im Fluge vergangen und uns allen hat die Wanderung riesig viel Spaß gemacht.
Wir waren sehr froh, dass wir uns vom Wetter nicht haben beeindrucken lassen und einen so schönen Tag erleben durften.